BobathTherapie
Die Bobath-Therapie ist ein spezielles Behandlungskonzept auf neuro-physiologischer Grundlage.
Das Bobath-Konzept richtet sich primär an Kinder mit angeborenen und/oder erworbenen Störungen des Zentralnervensystems sowie an Säuglinge mit sensomotorischen Auffälligkeiten, wie z. B. Lageasymmetrien, und an Kinder mit kognitiven oder anderen neurologischen Beeinträchtigungen.
Auch für Säuglinge mit leichten Koordinationsstörungen und/oder Entwicklungsverzögerungen ist es gut geeignet.
Es wurde ab 1943 von der Physiotherapeutin Berta Bobath und ihrem Ehemann,
dem Neurologen und Kinderarzt Karel Bobath, entwickelt und folgt festgelegten
Prinzipien:
Ganzheitlichkeit
Das Konzept geht von einem Ansatz aus, der das Kind in seiner ganzen Persönlichkeit einbezieht. Es wird auf allen Ebenen (sozial, psychologisch, physiologisch, biologisch, kognitiv) eingebunden in soziokulturellen und familiären Kontext betrachtet und behandelt. Dies bedingt eine enge Zusammenarbeit mit den beteiligten Fachdisziplinen sowie den Angehörigen und auch dem Kind selbst.
Veränderlichkeit
Das Bobath-Konzept wird durch die in der therapeutischen Arbeit gewonnenen Erfahrungen, neue Forschungsergebnisse aus Neurowissenschaften und Anregungen aus benachbarten Wissenschaften stetig weiterentwickelt. Dies ermöglicht eine Orientierung am jeweils aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse bezüglich Bewegungskoordination und motorischen Lernens.
Wechselwirkung von Befund und Behandlung
Im Vordergrund der Befunderhebung steht die Beobachtung der Eigenaktivität und Fähigkeit des Kindes im alltäglichen Leben. Diese werden in einem fortlaufenden Prozess durch enge Verbindung von Befund und Therapie immer wieder neu definiert und so wird eine regelmäßige Erfolgskontrolle garantiert.
Therapie als Interaktion
Der Dialog mit dem Patienten ist ein weiteres Grundprinzip.
Was bietet das Kind an individuellen Haltungs- und Bewegungsmöglichkeiten, Ideen, Interessen, Zielen und Wünschen? Wie kann der Therapeut eine funktionelle Situation ermöglichen, in der der Patient durch Eigenaktivität seine Handlungsmöglichkeiten erfaßt?
Wie kann der Therapeut dem Kind ermöglichen seine individuellen Ziele zu erreichen?
Alltagsbezogenheit
Welche Schwierigkeiten ergeben sich in den verschiedenen Alltagsbereichen (familiärer Alltag, Tagesmutter, Kita, Schule, Hort, Freizeit)?
Interdisziplinarität
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist unverzichtbar. Sie dient dem Informationsaustausch und der Koordinierung der Ziele und Aktivitäten in den verschiedenen Fachbereichen.
Ziele des Bobath-Konzeptes:
Förderung der Sensomotorik
Erfahrbarkeit von Körpereigenwahrnehmung und Bewegungsgefühl
Beeinflussung der Muskelspannung (Tonus)
Verbesserung von Stell-, Stütz und Gleichgewichtsreaktionen
Förderung von Funktionalität und Eigenaktivität zur Stärkung der Selbstständigkeit
Nutzbarkeit im Alltag
In diesem Therapie-Konzept gibt es keine Übungen. Es arbeitet mit Techniken und Hilfsmitteln, die von Alter und Entwicklung des Patienten abhängig sind.
Therapeutische Maßnahmen zur Unterstützung von Haltung und Bewegung:
Techniken: Druck, Zug, Vibration, Führen, Halt bieten, Halt loslassen
Schlüsselpunkte (Kontrollpunkte/-regionen am Körper, an denen der Haltungs- und Bewegungstonus angepasst oder geändert werden kann)
Dialog: verbal, nonverbal, körperlich
Umfeldgestaltung: Raum, Material, Unterlagen
Bewegungsanalyse: Gewichtsverlagerung, Seitneigung, Rotation, Platzieren der Stützpunkte